Frankfurt war vor der Schoa einer der wichtigsten Schauplätze für die Geschichte des liberalen Judentums. Auch wenn diese Geschichte zu groß ist, um sich heute an ihr messen zu können, knüpft der Egalitäre Minjan bewusst an ihr an. In den großen Namen von einst – den Reformrabbinern Leopold Stein, Abraham Geiger, Caesar Seligmann oder Georg Salzberger, wie auch Bertha Pappenheim, Begründerin der jüdischen Frauenbewegung, oder Franz Rosenzweig, Errichter des Frankfurter Lehrhauses - erkennt der Egalitäre Minjan seine „Vorväter“ und „Vormütter“. Er sieht sie jedoch nicht losgelöst vom damaligen geistigen Umfeld. Zu diesem gehörten ebenso der Gründer der modernen Orthodoxie, Samson Raphael Hirsch, oder der mit einer besonderen Spiritualität bis in die Kreise der Frankfurter Schule hinein wirkende Rabbiner Nehemia Nobel.
Nicht nur die Katastrophe der Schoa, auch die von Überlebenden aus Mittel- und Osteuropa mitgeprägte, andere Zusammensetzung der jüdischen Gemeinden im Nachkriegsdeutschland und natürlich die spätere Einwanderung von Juden aus der ehemaligen Sowjetunion erlauben kein ungebrochenes Anknüpfen an das einstige liberale Judentum. Überdies liegen heute die Epizentren des liberalen Judentums in den USA, Israel und bis zu einem gewissen Grad in Großbritannien. Das liberal-jüdische Leben Frankfurts gestaltet sich darum zwangsläufig unter anderen Vorzeichen als vor hundert Jahren. Dies anerkennend setzt sich der Egalitäre Minjan mit den Inhalten des liberalen Judentums – damals und heute - auseinander.
Es folgen Aufsätze über Geschichte und Gegenwart des liberalen Judentums:
„Liberales Judentum in Frankfurt am Main“, Susanne Michal Schwartze (PDF)
„Von Seesen nach Frankfurt – Kleine Geschichte des liberalen Judentums im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts“, Susanne Michal Schwartze (PDF)