Internationaler geht's nichtPurim im Egalitären Minjan
Von Daniel Krasa
Purim, das Fest der Diaspora, in dem die Vereitelung des Massakers an den Juden Persiens zu Zeiten des Königs Achaschwerosch gefeiert wird, ist das ausgelassenste des jüdischen Kalenders. Und auch bei uns war an Schuschan Purim, dem 15.Adar (12. März), das „Hallo“ und „Schalom“ groß, als sich unsere Mitglieder und ihre Kinder in ihren farbenfrohsten Kostümen zum Gottesdienstes mit Megilla-Lesung begrüßten. Hätte man einen Preis für die beste Verkleidung vergeben müssen, es wäre wahrlich nicht einfach gewesen. Unsere Rabbinerin Prof. Dr. Elisa Klapheck in venezianischer Federmaske, unser Chasan Daniel Kempin im Mandschu-Bugs-Bunny-Stil, die zahlreichen Charaktere aus Star Wars oder diverse Feen und Märchengestalten, es war eine wahre Freude für das Auge! Hippies, Clowns, Wikinger und selbst Seeleute der baltischen Ostseeflotte gaben sich ein Stelldichein, um der Geschichte des Mordechai und seiner Nichte Esther zu lauschen.
Lauschen ja, doch um alles zu verstehen musste man entweder zahlreicher Fremdsprachen mächtig sein oder eine Heerschar an Dolmetschern mit dabei haben. Die Verse der Megillat Esther wurden in einer Vielzahl an Idiomen und Mundarten vorgetragen, darunter neben dem klassischen Trop auch Jiddisch, Hessisch, Wienerisch, Hindi, Slowakisch, Deutsch, Shanghai-Chinesisch, Hochchinesisch, Hebräisch, Tigrinya, Französisch, Ungarisch und Russisch. Und im Strudel dieser Sprachen erklangen die Rasseln und Ratschen, wenn immer der Name des Bösewichtes Haman fiel – hawa nar’ischa rasch rasch rasch!
Purim ist wie so viele im jüdischen Kalender auch ein Fest der Befreiung und was hätte in den jetzigen Zeiten besser gepasst, als das Medium der Sprache als Symbol für die Internationalität zu benutzen? Denn Sprache heißt Kommunikation und Kommunikation hilft, zwischen Menschen aus verschiedenen Ländern Brücken zu bauen. Frankfurt als Weltstadt bietet dafür für den Egalitären Minjan den richtigen Nährboden und wann, wenn nicht zu Purim könnte dies besser zur Schau gestellt werden?
Doch Purim symbolisiert auch den Antisemitismus mit Haman als eine Art Gleichnis für die „Judenhasser“ dieser Welt. So lag es nahe, dass wir auch einen Blick auf die Gegenwart schweifen ließen, wie die derzeitig stattfindende Schlacht um Mosul, dem historischen Niniveh im nördlichen Irak. Die Stadt wurde durch die Babylonier zu einer der Bedeutendsten des Mittleren Ostens und war Ishtar – der unter den Assyrern Astarte genannten Hauptgöttin (worauf auch der Name Esther verweist) – geweiht. Seit Juni 2014 war Mosul in den Fängen des Islamischen Staates und Andersgläubige sowie Andersdenkende wurden brutal verfolgt, darunter auch ein letzter Rest einer winzigen jüdischen Gemeinde. Zerstört wurden auch die Grabstätten der Propheten Daniel und Yonah sowie Überbleibsel der babylonischen und assyrischen Epoche. Die Befreiung der Stadt steht kurz bevor doch auch danach wird der Antisemitismus weiter bestehen und es ist unser aller Aufgabe diesem die Stirn zu bieten!
In diesem Sinne Chag Sameach lePurim an alle Freundinnen und Freunde des Egalitären Minjan!
BerichtÖkologischer Spaziergang im Palmengarten zu Tu BischwatAnlässlich Tu Bischwat haben wir uns dieses Jahr im Palmengarten zu einem ökologischen Spaziergang getroffen. Für unsere kleinen Mitglieder wurde eine Fruchtjagd durch den Palmengarten organisiert, die aus vier Stationen bestand. Bei jeder Station gab es eine Erläuterung durch unseren Chasan Daniel Kempin, es wurde gemeinsam gesungen und jede Station bat unterschiedliche Früchte zum Probieren und Genießen an. Trotz des schlechten Wetters konnten wir uns über eine rege Teilnahme freuen und blicken erwartungsvoll dem blühenden Frühling entgegen.