Mitglieder des Egalitären Minjan zusammen mit Rabbinerin Elisa Klapheck und Chasan Daniel Kempin in der einstigen Landsynagoge
Bericht der Fuldaer Zeitung
Nach Jahrzehnten erklang das Kaddisch
Frankfurter Gemeinde feiert jüdischen Gottesdienst in alter Landsynagoge
Erstmals seit rund 80 Jahren hat in Heubachs ehemaliger Synagoge wieder ein jüdischer Gottesdienst stattgefunden. Der Egalitäre Minjan, eine liberale Gruppierung innerhalb der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, war am Sonntag zu der Feier nach Heubach gekommen.
Die Idee, in Heubach wieder einen Gottesdienst zu feiern, war konkret geworden, nachdem die Rabbinerin des Egalitären Minjans, Dr. Elisa Klapheck, im vergangenen Jahr bei einem Vortrag Gast des Fördervereins der Landsynagoge gewesen war. Gemeinsam mit der Gemeindegruppe gestalteten sie und Kantor Daniel Kempin nun die Feier. Sie war geprägt von dem besonderen Anliegen dieses Datums, denn sie fand nach dem jüdischen Kalender am Tag Tischa beAw statt, der für jüdische Menschen mit besonderem Gedenken verknüpft ist: An diesem Tag, so die Überlieferung, wurde der erste Tempel in Jerusalem durch Nebukadnezar zerstört. Auch die Zerstörung des zweiten Tempels durch die Römer fiel auf dieses Datum, erläuterte Klapheck. Die ernste Tradition dieses Feiertages biete daher auch einen Bezug, einen Ort wie die frühere Synagoge der Heubacher Gemeinde zu besuchen.
Mit den auf Hebräisch angestimmten Versen „Hüter Israels, behüte den Rest Israels, damit Israel nicht untergehe“ eröffnete Kantor Kempin die Feier. Danach las die Gottesdienstgemeinde, zu der auch einige Mitglieder des Fördervereins gehörten, Vers um Vers wechselnd, den Beginn des 137. Psalms. Der Text beginnt mit den Worten „An den Strömen Babels – dort saßen wir und weinten, da wir Zions gedachten.“ Rabbinerin Klapheck richtete dabei das Augenmerk besonders auf den Vers „Sollte ich dich vergessen, Jerusalem, so versage meine Rechte.“ Dieser Satz sei eine Aufforderung, ja eine Ermutigung, das Schreckliche nicht auszublenden. Denn aus dem Gedenken erwachse Kraft und Stärke, wohingegen Verdrängen und Ausblenden eine Schwächung zur Folge habe.
Wie zuvor den Psalm, so las die Gemeinde im Wechsel später auch das dritte, mittlere Kapitel aus den Klageliedern Jeremias, in denen der Prophet die Lage Israels im babylonischen Exil schildert. In diesem Text, so erläuterte die Rabbinerin, vollziehe sich ein ganz signifikanter Wechsel. Denn zunächst sei hier nichts als Verzweiflung zu spüren. Doch das Wehklagen sei nicht das letzte Wort. Aus dem Vertrauen darauf, dass Gottes Zorn nicht endlos sein werde, gewinne er die Zuversicht, aufs Neue Gottes Hilfe zu erhoffen.
Danach stimmte der Kantor das Kaddisch an. Am Ende stand nochmals der 137. Psalm – mit Kempins klangvoller Stimme erklang „By The Rivers Of Babylon“ mit der hitparaden- vertrauten Melodie, mit der Boney M. das Lied jenseits der religiösen Welt bekannt gemacht hatten.
„Vielleicht ist es unsere Pflicht, als Egalitärer Minjan immer wieder einmal solche Orte zu besuchen und Gottesdienst zu feiern“, fasste die Rabbinerin ihre Eindrücke zusammen. Es sei eine Chance, an Stätten mit jüdischer Vergangenheit zu gehen, die heute ohne Juden seien und dort jüdisches
Leben wieder lebendig werden zu lassen.
Im Namen des Fördervereins dankte dessen Vorsitzender Hartmut Zimmermann den Gästen dafür, dass sie an diesen Ort mit seiner langen jüdischen Vergangenheit gekommen seien, um dort nach fast 80 Jahren Unterbrechung wieder Gottesdienst zu feiern. So bekomme das Vergangene Zukunft. ann
BerichtÖkologischer Spaziergang im Palmengarten zu Tu BischwatAnlässlich Tu Bischwat haben wir uns dieses Jahr im Palmengarten zu einem ökologischen Spaziergang getroffen. Für unsere kleinen Mitglieder wurde eine Fruchtjagd durch den Palmengarten organisiert, die aus vier Stationen bestand. Bei jeder Station gab es eine Erläuterung durch unseren Chasan Daniel Kempin, es wurde gemeinsam gesungen und jede Station bat unterschiedliche Früchte zum Probieren und Genießen an. Trotz des schlechten Wetters konnten wir uns über eine rege Teilnahme freuen und blicken erwartungsvoll dem blühenden Frühling entgegen.