Ansprache zu Jom Kippur 5775Liebe Freunde und liebe Gäste,
im Namen der Leitung des Egalitären Minjan in der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, d.h. der "Gabbaim & Gabbajot" sowie des Vorstandes des Vereins "Freunde des Egalitären Minjan e.V.", möchte ich Euch unsere besten Wünsche zum Neuen Jahr 5775 übermitteln.
Wir freuen uns, Euch alle heute wieder hier in unserer wunderschönen Synagoge begrüßen zu dürfen. Eine Synagoge, in der wir uns eingelebt haben, in der wir uns sehr wohl fühlen und die inzwischen unser Zeichen geworden ist.
Heute am Jom Kippur, dem Versöhnungstag, werden viele von uns das Fastengebot befolgen - nicht nur in Bezug auf Essen und Trinken, sonden auch als Abstinenz von anderen körperlichen Annehmlichkeiten. Zwischen Rosch Haschana und heute hatten wir Zeit, über unser Handeln nachzudenken. Heute Abend - beginnend mit dem Kol Nidre - sollen wir die tieferen Gründe unseres Verhaltens erkennen und reflektieren. Wir sollen über die Vergangenheit nachdenken, um die Zukunft besser angehen zu können - sowohl als einzelne Menschen als auch als Egalitärer Minjan, der Teil der Jüdischen Gemeinde Frankfurts ist.
Solches Nachdenken und Bereuen ist Voraussetzung für ein ehrliches Verhalten. Es hilft uns, unseren Kindern ein gutes Beispiel zu geben und befähigt uns, die Gebote, die wir von unseren Eltern zu halten gelernt haben, an die nächsten Generationen weiter zu geben.
An Jom Kippur ist es geboten, mit unseren Nächsten ins Reine zu kommen. Wenn wir ihnen etwas Unrechtes angetan haben oder umgekehrt, wenn wir selber Unrecht erlebt haben, ist es die Aufgabe, Klarheit zu schaffen. Jeder von uns soll eigene Fehler erkennen und bereuen, oder die Fehler der Anderen erkennen und verzeihen.
Eine nicht ganz einfache Aufgabe. Vor allem, wenn wir an die Geschehnisse der letzten Monate denken, in denen Hass und Gewalt, die im Nahen Osten seit Jahren geradezu Alltag sind, auch hier einen neuen Höhepunkt erreicht haben. Als Folge der Geschehnisse dort sind bei uns im Lande Dinge passiert, die bei einigen von uns Unsicherheits- und Angstgefühle auslösen, worauf Andere mit Unverständnisnis, mitunter sogar Hass reagierten, wiederum Andere aber auch mit der klaren Haltung, sich von Angriffen und Gewalt nicht einschüchtern zu lassen.
Vor diesem Hintergrund freue ich mich um so mehr über gute Nachrichten - im Allgemeinen sowie konkret über positive Rückmeldungen von Menschen, die uns mal besucht haben. An dieser Stelle möchte ich eine Email vorlesen, die ich von einem unserer vielen Gäste aus dem Ausland erhalten habe:
"Sehr geehrte Frau Tania Klaczko,
am 18. Juli 2014 hatte es mciht sehr gefreut, mit Ihnen und anderen Mitgliedern Ihrer Gemeinde den Kabbalat Schabbat feiern zu können. Es war mir eine große Freude, die Möglichkeit gehabt zu haben, Ihre Rabbinerin Elisa Klapheck und Mitglieder Ihrer Gemeinde zu treffen. Bald fangen die Hohen Feiertage an, deshalb möchte ich Ihnen, Ihrer Rabbinerin und Mitgliedern Ihrer Gemeinde 'Schana Tovah' wünschen. Rosch Haschana Gottesdienste werden Mittwochabend , den 24. September und Donnerstag, den 25. und Freitag, den 26. September in unserer Synagoge 'Jacksons Row', Manchester stattfinden.
Ich wünsche Ihnen alles Gute und 'Schana Tovah'.
Herzliche Grüße,
Bernard Chandler aus Manchester, England"
Dies ist eine wohltuende ideelle Unterstützung, über die wir uns sehr freuen.
Wir freuen uns auch und sind dankbar für alle anderen positiven Unterstützungen, die dafür sorgen, dass wir unsere Arbeit erfolgreich weiterführen können - damit meine ich
- diejenigen, die uns mit Geldspenden helfen,
- diejenigen, die unsere Kidduschim bereichern,
- diejenigen, die stets nötige Einkäufe erledigen,
- diejenigen, die helfen, unsere Räume sauber und ordentlich zu halten,
- diejenigen, die dafür sorgen, dass immer alles vorhanden ist, was wir für unsere Gottesdienste und andere Veranstaltungen brauchen,
- diejenigen, die lernen, um aus der Tora lejnen zu können,
- diejenigen, die uns helfen, mit ihren Schiurim unsere Kenntnisse zu vertiefen,
außerden den Vorstand der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, der uns eine große finanzielle Unterstützung zukommen lässt, die die wichtige Basis unserer Aktivitäten darstellt,
und nicht zuletzt die Vereinsmitglieder, die mit ihren jährlichen Mitgliedsbeiträgen eine weitere wichtige Grundlage herstellen.
Viele der erforderlichen Aufgaben im Egalitären Minjan werden von Mitgliedern und Freunden ehrenamtlich erledigt. Diese verdienen einen besonderen Dank.
Weil bei der Erledigung von Aufgaben immer auch Konflikte entstehen können, möchte ich gerade heute, am Jom Kippur, allen Beteiligten danken, die solche Konflikte oder kleine Reibereien beherzt zu überwinden vermochten.
Ich beende meine Begrüßung mit denselben Worten, die ich letztes Jahr gesprochen habe:
Ein langer Weg steht vor uns, mit Höhen und Tiefen, mit freudigen und auch - hoffentlich nicht vielen, aber unvermeidlichen - traurigen Momenten, mit Momenten von Stärke und auch von Schwäche. Es ist ein wichtiger Weg.
Gehen wir ihn zusammen.
Wir wünschen Euch allen ein gutes, neues Jahr.
Möge uns allen eine gute Einschreibung im Buch des Lebens besiegelt werden.
Gmar chatima towa,
a gut Yor, Schana towa
Chag sameach - gut Jontef
Tania Klaczko-Ryndziun
BerichtDemo gegen Justizreform in IsraelRede von Rabbinerin Elisa Klapheck
Liebe Freundinnen und Freunde,
Schalom chawerim – schalom chawerot!
Liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer dieser Demo,
ob Juden und Jüdinnen,
ob aus Israel
oder ob einfach nur solidarisch mit Israel
und seiner Demokratie,
Das ist die erste Rede auf einer Demonstration, die ich halte.
Ich hätte nie gedacht, dass es soweit mit mir kommt, dass ich auf einer Demo spreche.
Rabbiner sollten sich eigentlich aus der Alltagspolitik heraushalten.
Aber hier geht es nicht um Alltagspolitik – hier geht es um Grundsätzliches!
In der Tora steht ganz eindeutig, dass die Regierung unter dem Gesetz steht –
Unter dem Gesetz und nicht über dem Gesetz
Wenn Du Dir einen König gibst, - sagt die Tora - „soll er sich diese Tora zweimal abschreiben – und sie soll bei ihm sein, dass er darin lese alle Tage seines Lebens, auf dass er lerne den Ewigen seinen Gott zu fürchten, zu beobachten alle Worte der Tora und dieser Rechtssatzungen, um sie auszuüben – dass sich nicht erhebe sein Herz über seine Brüder und dass er nicht weiche von dem Gebote rechts noch links.“ (Deut. 17, 18-20)
In der antiken Welt war das ein Novum – ein König, der sich an die Tora zu halten hat. Der unter ihr steht und aus ihr lernen soll.
Das war ein... Lesen Sie mehr >>