Der „Europäische Schabbat“ ist inzwischen schon eine feste Institution des Egalitären Minjan. Alle zwei Jahre lädt der Minjan Mitglieder befreundeter liberaler Gemeinden im In- und europäischen Ausland nach Frankfurt ein. Gemeinsam feiert man einen langen Schabbat und diskutiert über gemeinsame Themen. In diesem Jahr war jedoch alles ganz anders. Im Vorfeld wurden Kontakte zu liberal-jüdischen Gemeinden in Südfrankreich geknüpft, vor allem Claude Bismut, dem Präsident der Gemeinde Kehilat Kedem in Montpellier (www.kehilat-kedem.com). Diese erklärte sich bereit, den Europäischer Schabbat bei sich zu veranstalten. Viele Teilnehmer des Egalitären Minjan, einschließlich der Rabbinerin Dr. Elisa Klapheck und dem Vorbeter Daniel Kempin, verbrachten das erste Mai-Wochenende in Montpellier und erlebten dort eine schier überbordende Gastfreundschaft der Kehilat Kedem. Mitglieder des Egalitären Minjan in Hamburg, der progressiven jüdischen Gemeinde Beit Ha’Chidush in Amsterdam sowie die Rabbinerinnen Hannah Nathans (Amsterdam) und Lynn Feinberg (Oslo) waren ebenfalls mitgefahren.
Die Reise führte zu Schauplätzen des jüdischen Lebens in der Provence und dem Languedoc. Der Direktor des „Institut Maimonide“ in Montpellier, Dr. Michael Iancu, beschrieb das vergessene Goldene Zeitalter der südfranzösischen Juden im Mittelalter. Hier lebte die Familie Kalonymus, deren Angehörige die Rhone und den Rhein hochzogen und das jüdische Leben der Städte Speyer, Worms, Mainz – kurz: SchUM - prägten. Hier wirkte die Familie der Tibboniden, die Maimonides und andere wichtige Werke der arabisch-jüdischen Scholastik übersetzten und damit die Aufklärung in Europa ebneten. Hier trug sich aber auch die „maimonidische Kontroverse“ zu, in der sich viele der damaligen Rabbiner gegen das rational-philosophische Denken des Maimonides richteten.
Den Höhepunkt bildete der gemeinsame Schabbat-Gottesdienst unter der Leitung von Rabbinerin Dr. Elisa Klapheck und Vorbeter Daniel Kempin aus Frankfurt sowie der Vorbeterin Sophie Bismut aus Montpellier. Sie mischten die sephardischen und aschkenasischen Minhagim der beiden Gemeinden, bezogen aber auch Elemente der Amsterdamer Gemeinde Beit Ha’Chidush und des Osloer liberalen Minjan mit ein.
Sinn des Europäischen Schabbat ist es, über den eigenen Tellerrand zu schauen und sich mit anderen jüdischen Gemeinden auszutauschen. Während der Egalitäre Minjan in diesem Jahr sein 20. Jubiläum feiern wird, besteht die liberale Gemeinde Kehilat Kedem erst etwas mehr als ein Jahr. Trotz der unterschiedlichen Ausgangssituationen lernten die Anwesenden viel von der Situation der Anderen. Der Egalitäre Minjan plant nun, die liberale jüdische Gemeinde Montpellier in nächster Zeit nach Frankfurt einzuladen.
BerichtÖkologischer Spaziergang im Palmengarten zu Tu BischwatAnlässlich Tu Bischwat haben wir uns dieses Jahr im Palmengarten zu einem ökologischen Spaziergang getroffen. Für unsere kleinen Mitglieder wurde eine Fruchtjagd durch den Palmengarten organisiert, die aus vier Stationen bestand. Bei jeder Station gab es eine Erläuterung durch unseren Chasan Daniel Kempin, es wurde gemeinsam gesungen und jede Station bat unterschiedliche Früchte zum Probieren und Genießen an. Trotz des schlechten Wetters konnten wir uns über eine rege Teilnahme freuen und blicken erwartungsvoll dem blühenden Frühling entgegen.